Konzert Andreas Jacob
Di, 29.03.2011 20:00 Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche im Hansaviertel, Händelallee 22, 10557 Berlin
Eintritt 8, ermäßigt 5 Euro
Programm:
Helmut Zapf Klangbeschreibung eines Psalms „Dominus pascit me” (2001)
Karin Haußmann con flessibilità (2010)
Ali Gorji „Singe die Gärten, mein Herz, die du nicht kennst” (2007)
Gerald Eckert Aufbrüche – Verwerfungen (2000/2003)
Markus Bongartz Sesquialtera (2008)
Gordon Kampe schnell (2006)
Andreas Jacob (Essen), Orgel
Das vorgestellte Programm soll möglichst unterschiedliche Verwendungsweisen des Instruments Orgel – der hier angelegten Möglichkeiten und Begrenzungen der Klangerzeugung wie des ideellen Kontexts, in dem es agieren kann – aufzeigen.
Eine expressiv verdichtete Beschreibung des 23. Psalms (deutsch: „Der Herr ist mein Hirte“), jenem theologischen Zeugnis eines krisenresistenten Gottvertrauens, unternimmt Helmut Zapf. Eine kompakte Klanglichkeit trägt dabei über Episoden mit unterschiedlicher Entwicklungsdynamik und oft starken Kontrasten.
Karin Haußmanns con flessibilità wurde für die viermanualige und mit zwei Schwellwerken ausgestattete Orgel der Evangelischen Kirche in Essen-Rellinghausen konzipiert. Das kaum merkliche Ein- und Ausblenden klanglicher Ereignisse, feinnervige Überlagerungen und flexible Prozesse bestimmen das Geschehen.
Der im Iran geborene Komponist Ali Gorji zitiert mit dem Titel seines Stücks Singe die Gärten, mein Herz, die du nicht kennst Zeilen von Rainer Maria Rilke aus den Sonetten an Orpheus. Mit den im Text anklingenden Assoziationen an Persien („Isphahan und Schiras“) setzt Gorji das Instrument Orgel in nicht-abendländisch-sakrale Kontexte ein. Ostinate Elemente werden innerhalb einer großen melodischen Phrase dynamisch gesteigert. Ausgangspunkt bilden dabei modale Bildungen, die eine homogene Klanglichkeit schaffen.
Demgegenüber thematisiert Gerald Eckert in seiner 2000/2003 entstandenen Komposition Aufbrüche – Verwerfungen das Aufbrechen des Klangraumes. Flächenhafte, teilweise statische Gebilde werden hier mit eruptiven Energiefeldern durchsetzt, wobei die Formgebung Analogien zu Prozessen der bildenden Kunst erkennen lässt, insbesondere den gestischen und risshaften Gemälden von Peter Casagrande.
Auf andere Weise geht Markus Bongartz in seiner Komposition Sesquialtera mit den Gegebenheiten des Instruments um: Hier resultiert der harmonische Raum aus mixturenhaften Anordnungen, die um lineare Verläufe gelegt werden.
schnell von Gordon Kampe erschließt der räumlich distanzierten und (schon durch Größe und Mechanik) apparathaften Orgel theatrale Dimensionen. Gestischer Impetus und perkussive Verwendung des Pfeifenklangs lassen – meist kleinteilige – assoziative Felder entstehen. Das Stück bewegt sich – wie der Titel schon andeutet – meist in hohem Tempo, das aber durch labile Schwankungen einerseits, durch verschiedene (wiederum flexibel anzubringende) Störelemente andererseits irritiert wird.
Andreas Jacob